Donnerstag, 22. Juli 2010

Eine doch ganz erlebnisreiche Woche

Ich sitze gerade auf dem Balkon, die Sonne scheint, es ist keine Wolke am Himmel. Da schmeckt das Frühstück gleich viel besser – auch wenn es nur Toast ist (was anderes kennen die hier ja nicht. Leon und Idwer sind schon in der Uni. Ich hab heut keine Kurse aber dennoch ne Menge zu tun: das Fahrrad muss doch nochmal professionell durchgecheckt werden, ich muss einkaufen und dann doch noch zur Uni, einiges nacharbeiten und dann ist dort heute eine „multicultural celebration“. Mal schauen, was uns dort erwartet. Jetzt lass ich aber erst mal die letzten Tage Revue passieren:


Die ersten Kickerrunden sind gespielt, wir sind mehrmals durch die Gorge gelaufen und auch die Tage, an denen ich mit dem Fahrrad zur Uni fahre, werden häufiger - obwohl es immer noch nicht flacher geworden ist. Dafür hab ich das Fahrrad aber so reparieren lassen, dass ich inzwischen wenigstens bremsen kann und somit zumindest eine theoretische Chance besitze, die sogenannte „snake track“ nicht auf dem kürzesten Weg herunter zu fahren (wie schon erwähnt, muss ich noch mal zum bike shop). Leon hat mittlerweile auch ein Bike und so werd ich auf den 25min zur Uni wohl ab und zu Begleitung haben. 

Letzten Sonntag waren wir beim AFL-Spiel (Australian Football) der Hawthorn Hawks vs. Brisbane Lions. Versprochen wurde uns ein ausgeglichenes Spiel und „mit Glück“ Prügeleien, Blut und gebrochene Knochen. Das Spiel endete mit 80 Punkten Unterschied für die Tassies Team (eigentlich sind die Hawthorn Hawks aus Melbourne, aber der größte Sponsor kommt aus Tassie, oder irgendwie so). Außerdem ist mir aufgefallen, dass das Spielfeld zu groß ist (ca. 80x150m) und man so nicht wirklich viel sieht. Das Ganze ging über 3 Stunden bei wolkigen 12°. Und 500 Leute in einem deutschen Stadion machen mehr Stimmung als 17,000 Aussies – das steht mal ganz klar fest. Trotzdem war es ein Erlebnis, mal ein Spiel live gesehen zu haben, zumal ich umsonst reingekommen bin, da mir eine kostenlose Karte von einem Fan angeboten wurde, gerade als wir unsere Tickets kaufen wollten. Er hatte noch eine Karte übrig, da sein Bekannter nicht mitkommen konnte. Also hat er mir die Karte kostenlos gegeben – das würde man wohl in Deutschland so nicht erleben. Aber nett wie ich bin, haben wir drei uns dann den Preis für die 2 Tickets geteilt.

Ansonsten hat sich nicht viel geändert, da wir ja jetzt alle mehr oder weniger viel zu tun haben (ich irgendwie mehr als die beiden Tulpengesichter). Einen Kurs hab ich inzwischen gewechselt (der timetable ist also nicht mehr ganz so aktuell, obwohl die Tage dieselben sind und sich lediglich die Zeiten geändert haben). In „applied anatomy and neurosciences“ wurde es mir dann doch zu speziell, als es um jeden Schädelknochen, die Öffnungen dieser, welche Nerven und Blutgefäße durch diese verlaufen und was sie versorgen, ging. Also bin ich zur Dozentin gegangen, die das voll und ganz nachvollziehen konnte und es war kein Problem in einen anderen Kurs (Exercise assessment & prescription) zu wechseln. Dort geht’s darum, sportliche Leistung in allen möglichen Varianten zu testen und was man dabei, davor und danach so zu beachten hat. Klingt interessant und machbar für mich. Das erste assignment hab ich auch hinter mir. Ob ich bestanden hab, bezweifele ich, aber es waren nur 5% der Gesamtnote. Dafür kann ich (mit Stolz?!) behaupten, dass ich die letzte Medizinprüfung in Leipzig mit 1,0 bestanden haben. Und es sind ja die Noten in Leipzig und nicht die in der UTAS, die in meine Masternote eingehen. Dennoch will ich die ganze Sache hier halbwegs erfolgreich über die Bühne bringen – ergo: lesen, lernen, dranbleiben (aber das soziale Leben natürlich nicht vernachlässigen :-) )

In der letzten Woche haben wir uns auch mal ins Nachtleben von Launceston gestürzt. Wir wohnen zwar von der Uni relativ weit entfernt, aber dafür können wir in die Clubs und Pubs laufen, wo die meisten anderen n Taxi brauchen. Das erste Mal ging es in einen irish pub – war echt klasse. Viele Leute, (halbwegs gute) Musik und super Stimmung. Das die Getränke überteuert waren, brauch ich wahrscheinlich nicht mehr zu erwähnen :-) Bevor es in den Pub ging, waren wir noch bei einem Aussie zu Gast, haben gequatscht, getrunken und uns Tipps für unsere Zeit nach dem Studium geben lassen. 

Mittwochabend haben wir uns dann mal den „Saloon“ von innen angeschaut – angeblich DER Club, um Mittwochs wegzugehen. Da bis 23Uhr freier Eintritt war und wir am nächsten Morgen um 7 raus mussten, haben Idwer und ich beschlossen, schon gegen 21.30Uhr dort aufzuschlagen, dass der Abend doch nicht ganz so kurz wird – ein Fehler, wie sich noch herausstellen sollte. Bis 22.30Uhr hätten wir ganz schöne Probleme gehabt, mit allen anwesenden auch nur ne kleine Runde Stuhltanz auf die Beine zu stellen :-) Aber wir haben uns mit 2 australischen Mädels ganz gut unterhalten (bis uns ein anderer deutscher Student der UTAS „dazwischenkam“ und die Mädels dann nicht mehr ganz so gesprächsbereit waren. Der Abend gestaltete sich dann aber doch noch richtig gut: Es war voll, wir haben andere Studenten getroffen, der Bierpreis war angemessen und die Stimmung war gut. Die Musik war zwar nicht ganz so mein Fall, aber egal. Ach ja, kurz bevor wir gegangen sind, wollte sich noch die Launcestoner Dorfjugend mit uns anlegen, aber da kam dann die Security und meinte, dass die Jungs gerne den Club verlassen könnten, wenn sie so weiter machten Kurz darauf sind wir dann nach Hause gelaufen und aus 7 Uhr wurde dann doch 7.30Uhr.

Gestern konnte ich in der Uni feststellen, dass das mit dem Skypen ganz gut klappt und wer da auch immer Bedarf hat, kann gerne n Termin ausmachen (hört sich ganz schön wichtig an :-) ). Aber anders geht’s nicht, da ich das Internet nur in der Uni nutzen kann und da ja noch das kleine Problem mit der Zeitverschiebung gibt.
Ein weiteres Highlight dieser Woche möchte ich mal folgendermaßen beschreiben: Lecker, lila, teuer, unglaublicher Geschmack!! Richtig, ich konnte 2 Milkaschokoladen auftreiben!!!!!!! Der Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass die hier keine Salzstangen kennen, nur Chips und Gummitiere haben und das alles sauteuer ist. Aber das war es mir dann mal wert und ich hab es mir schmecken lassen.

Was gibt’s noch zu erzählen???? Ach ja, ich hab ein Bankkonto eröffnet (ist dann doch einfacher, wenn man Inlandsüberweisungen machen muss) und meinen ersten Job, wenn man das so nennen kann, hab ich auch an Land gezogen. Ich werde 1 Abend in der Woche in der Fußball-Uniliga als Schiedsrichter tätig sein. Sind nur 1,5-2h die Woche, aber es ist leicht verdientes Geld (15€/h). Trotzdem werd ich mich noch nach anderen Sachen umschauen. Dann werde ich mich noch als Proband an einer Studie beteiligen, die untersucht, welchen Einfluss die Außentemperatur und Luftfeuchtigkeit auf Blutdruck, Compliance und den Puls haben. Das klang interessant, aber an alle Zweifler noch der Hinweis: Bevor ich mich zur Laborratte erkläre, bespreche ich das ganze natürlich noch mit den Verantwortlichen.

Dann gab’s doch noch ein Highlight in dieser Woche: Nach 940 gemachten Bildern, musste mein Akku der Digicam dann doch mal aufgeladen werden. Mit viel Mühe hätte ich die 1000er-Marke noch geknackt, aber da wir morgen (endlich) zum Cradle Mountain wollen, wäre mir das Risiko dann doch zu groß, die guten Motive zu verpassen. So sehen wir endlich was von der Insel denn in 3-3,5 Monaten sind wir ja wahrscheinlich schon wieder weg und da müssen wir noch so einiges sehen.

Sonnabendabend geht’s dann wahrscheinlich noch zu einer Einweihungsparty einer deutschen Studentin, die hier die nächsten 3-4Jahre verweilen wird. Das wird hoffentlich auch n schöner Tag.

das ist ein kleiner Teil der "snake track". Mit meinem bike bisher unmöglich, dort herauf zukommen ohne zu schieben

Das war’s auch erst mal wieder von mir: Der Tee ist alle, die Finger wund und ich muss noch so einiges machen. Aber ich kann sagen: Da ist ja doch mehr passiert in den letzten Tagen, als ich gedacht hatte.

Genießt den Sommer (hier wird’s erst in 5-7 Wochen wärmer) und bis bald.

Bye
 Martin

2 Kommentare:

  1. merci mon 'tit - j'ai tout bien lu et j'ai été très concentré, tu me fais rire - merci pour ca aussi et bon week-end.
    Bisous, Nicole (ps. on va varier entre - mate et mon 'tit - n'oublie pas je suis une presque-prof.)

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  2. Sehr geil geschrieben, kleiner Bruder.
    Macht Spaß das zu lesen, wirklich. Wie Dir sicher aufgefallen sein wird, hab ich die letzte (und erste) Sonntagsmail vergessen.
    Lag wohl am Paintball denke ich. haben nun auch ne HP (www.shifteam.com/upc)

    Wann telefonieren wir mal wieder?

    Daniel

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